Kaplan Theodor Brasse wirkte nicht einmal ein Jahr (September 1934 bis Mai 1935) in Wickrath, doch sein Wirken hat bei vielen Wickrathern, die ihn kennen lernen durften, bis heute tiefe Spuren hinterlassen. Streitsam und unbeugsam stellte er dem totalitären Machtanspruch der Nationalsozialisten sein Zeugnis von der Frohen Botschaft entgegen. Weit entfernt von falscher „political correctness“, scheute er sich nicht, die Unrechtsgesetze der Nazis zu umgehen oder offen zu brechen, um vor allem die Jugendlichen der Gemeinde gegen die Nazi-Indoktrination zu schützen. Zum Stein des Anstoßes wurde er nicht nur für die damaligen Machthaber, sondern auch für manche seiner kirchlichen Vorgesetzten. Als Konsequenz hatte er die mehrfache Ausweisung und zeitweilige Internierung im KZ Dachau zu tragen.
Es ist sicherlich zu widersprechen, wenn heute von einem kollektiven Versagen der katholischen Kirche während der Nazi-Herrschaft die Rede ist. Wenn jedoch Kaplan Brasse hier als Beispiel für Glaubensstärke in Zeiten der Verfolgung vorgestellt wird, soll dies das vielfache Versagen kirchlicher Amtsträger während der Nazi-Herrschaft nicht kaschieren. Zu wenige hatten das Wort des Hl. Paulus verinnerlicht:
„Verkünde das Wort, tritt dafür ein, sei es gelegen oder ungelegen“ (2 Tim 4,2).
12.02.1931 In Köln zum Priester geweiht
05.03.1931 Kaplan in St. Franziskus Krefeld
15.09.1934 Kaplan an St. Antonius Wickrath
Ende Mai 1935 Ausweisung aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf
07.06.1935 Kaplan in Brand bei Aachen
03.12.1936 Kaplan in Hinsbeck
18.01.1939 Kaplan in Lank
19.08.1940 Ausweisung aus Lank, Zuflucht in einem Hospiz in Berlin
07.05.1941 Verhaftung in Berlin
21.07.1941 Schutzhaftbefehl und Einweisung ins KZ Dachau
15.08.1941 Einlieferung im KZ Dachau
16.09.1943 Entlassung aus dem KZ Dachau
Bis Kriegsende Aufenthalt in Berlin
1945 - 1974 Pfarrer bzw. Oberpfarrer an St. Johann Baptist in Nideggen
1974 - 1987 Ruhestand und Lebensabend im Marienheim in Hinsbeck
15.04.1987 Verstorben in Hinsbeck, beerdigt in Nideggen